Sterben & Tod in der Pflege: Umgang mit Sterbenden & Angehörigen
- Umgang vor dem Tod: unterstützende Maßnahmen für die Pflege von Sterbenden
Sterbebegleitung assoziiert man zwar meist mit der Palliativpflege, kann jedoch auch die Aufgabe von Pflegerinnen und Pflegern ohne Palliativausbildung sein. Diese Maßnahmen unterstützen Patienten und Angehörige während des Sterbeprozesses:
- Zeit mit dem Kranken verbringen: Ebenso wie für die Pflegenden ist auch für die Angehörigen Zeit ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, sich auf das Bevorstehende einzustellen. Sich dem Kranken zu widmen und Zeit miteinander zu verbringen, ist bereits vor dem Sterbeprozess sinnvoll, vor allem aber währenddessen. Schaffen Sie einen Raum, in dem Angehörige und Kranke sich geborgen fühlen.
- Individualität schaffen: Gemeinsam lachen, ab und zu ein freundliches Lächeln oder nette Worte, die über die medizinischen Themen hinausgehen – Individualität stärkt das Vertrauensverhältnis zwischen Patient, Angehörigen und Pflegekraft.
- Zuhören: In der letzten Lebensphase lassen viele Patientinnen und Patienten Vergangenes noch einmal Revue passieren, sprechen über Beziehungen, Freunde und Entscheidungen in ihrem Leben oder über ihre Wünsche, Sorgen und Ängste. Nehmen Sie sich Zeit für die Patientin bzw. den Patienten und zeigen Sie, dass Sie ein offenes Ohr haben.
- Der Tod ist nicht tabu: Dass Sterbende häufig nicht über den Tod sprechen, liegt in der Regel nicht daran, dass sie es nicht möchten, sondern dass sie Angst davor haben und ihre Gefühle nicht in Worte fassen können. Geben Sie der Patientin bzw. dem Patienten die Möglichkeit, den Tod zu thematisieren.
Fragen Sie nach, ob der- oder diejenige Angst hat, ob Fragen zum Sterbeprozess bestehen oder ob andere Maßnahmen gewünscht sind. Dadurch machen Sie den Tod greifbar und geben ihm eine Gestalt, mit der sich der oder die Sterbende, aber auch Sie als Pflegekraft auseinandersetzen können. Das erleichtert auch Angehörigen, dieses Gespräch zu beginnen. Wichtig ist jedoch auch: Blockt eine Patientin oder ein Patient ab und möchte nicht darüber sprechen, sollten Sie das respektieren. Machen Sie in diesem Fall dennoch deutlich, dass Sie für sie oder ihn da sind, wenn Redebedarf besteht.
- Vorsorgemaßnahmen treffen: Vorsorgemaßnahmen wie das Testament oder die Patientenverfügung gehören zum Sterbeprozess dazu – und für viele Patientinnen und Patienten ist es eine große Erleichterung, wenn sie diese Formalia mit einer vertrauten Person besprechen können.
- Der Tod bestimmt nicht den Alltag: Ebenso wie es wichtig ist, den Tod nicht zu tabuisieren, ist es ausschlaggebend, den Tod nicht zum alleinigen Gesprächsthema zu machen. Sorgen Sie auch hier für Abwechslung und geben Sie den Patienten und Angehörigen ein Stück Normalität zurück.
- Sterbeprozess so angenehm wie möglich gestalten: Nicht immer schlafen Sterbende friedlich ein. Manche Prozesse ziehen sich lange hin und sind schmerzhaft. Stellen Sie fest, dass der oder die Sterbende Schmerzen hat, unterstützen Sie diese nach Möglichkeit in Form von lindernden Medikamenten und Zuwendung.
- Unterstützung von außerhalb: Manche im Sterben liegende Patientinnen und Patienten fragen von selbst danach, anderen kann man es anbieten: Unterstützung kann auch von außerhalb kommen. Eine Sterbebegleitung in Form einer Palliativpflege sowie durch eine Pfarrerin oder einen Pfarrer, einen Priester oder andere religiöse Seelsorgemaßnahmen können der Patientin bzw. dem Patienten helfen.
- Abschied ermöglichen: Abschied nehmen gehört zu den zentralen Themen während der Sterbephase. Ermöglichen Sie daher den Angehörigen und der im Sterben liegenden Person so gut es geht einen ungestörten Abschied.
- Ein angemessener Umgang mit Angehörigen von Verstorbenen
- Zeit für Verabschiedung geben: Sowohl während der Sterbephase als auch danach hilft eine Verabschiedung von der sterbenden Person bzw. vom Leichnam dabei, die Situation zu begreifen und damit abzuschließen. Geben Sie den Angehörigen also die Zeit, die sie benötigen, um Abschied zu nehmen.
- Zuhören: Wer eine nahestehende Person verloren hat, möchte oft über sie reden und Erinnerungen wecken. Als Pflegekraft der oder des Verstorbenen kann es vorkommen, dass sich Angehörige an Sie wenden, um mit Ihnen über die verstorbene Person zu sprechen. Sofern es Ihnen möglich ist, geben Sie den Angehörigen diese Möglichkeit und hören Sie ihnen zu.
- Gefühle zulassen: Nicht immer verlaufen die Gespräche mit Verwandten und anderen nahestehenden Personen reibungslos. Auch Wutausbrüche, Verzweiflung, Tränen und Schuldzuweisungen können vorkommen. Solange diese Gefühle Ihnen gegenüber nicht respektlos oder beleidigend sind, lassen Sie sie zu. Manchmal brauchen Trauernde einen Sündenbock, um die Situation verarbeiten zu können.
- Aktiv werden lassen: Nach dem Tod der Patientin bzw. des Patienten wird der Leichnam versorgt und in die Leichenhalle gebracht. Lassen Sie die Angehörigen, wenn diese das möchten, Ihnen dabei helfen oder Ihnen dabei zusehen, wenn Sie die verstorbene Person säubern. Das kann den Angehörigen das Gefühl der Hilflosigkeit nehmen und gibt ihnen die Möglichkeit, dem oder der Verstorbenen noch etwas Gutes zu tun.
- Beratung zum Umgang nach dem Tod: Für die meisten Menschen bricht eine Welt zusammen, wenn eine nahestehende Person stirbt und sie wissen nicht, was nach dem Tod zu tun ist. Vermitteln Sie die Angehörigen an eine fachkundige Person zum weiteren Prozedere, zum Beispiel zur Trauerfeier und Bestattung.
- Begleitung suchen: Einige Personen sind mit dem Tod eines oder einer Verwandten allein. Bieten Sie Ihnen an, eine Freundin oder einen Freund anzurufen, der sie dabei unterstützt.
Vorsicht: Für Angehörige da zu sein und sie beim Trauerprozess zu begleiten, gehört ebenso zum Pflegeberuf wie die Pflege selbst. Dennoch sollten Sie auch hier möglichst neutral bleiben und sich nicht emotional mitreißen lassen. Sie können die Angehörigen unterstützen, sind jedoch nicht dafür verantwortlich, ihnen durch die einzelnen Trauerphasen zu helfen. Setzen Sie klare Grenzen und achten Sie auf Ihre eigene mentale Gesundheit.