Digitalisierung in der Medizintechnik – zukunftsweisende Informationstechnologie

Eine effizientere Gesundheitsversorgung durch Digitalisierung – davon träumen viele Medizinerinnen und Mediziner. Der digitale Fortschritt spielt dabei in den verschiedensten medizinischen Bereichen eine maßgebliche Rolle – so auch in der Medizintechnik. Wie sich das äußert, welche Vorteile die Digitalisierung in der Medizintechnik bringt und an welchen Punkten Risiken bestehen, erläutert Gian Andri Rauch, Head of Digital Products bei Medela.

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„In der Medizintechnik können dank der Digitalisierung enorme Datenmengen gesammelt und ausgewertet werden. […] Ist die Datenbasis groß genug, können Korrelationen zwischen Ergebnis und den gesammelten Daten identifiziert werden. Daraus können zum Beispiel Standards oder Best Practices entwickelt und somit die Behandlung verbessert werden“, erklärt Gian Andri Rauch.

Die digitale Transformation soll künftig großen Einfluss auf medizintechnische Entwicklungen und Vorgänge haben. Doch was bedeutet Digitalisierung für die Medizintechnik? Grundbaustein der Medizin sind Informationen: Symptome helfen, um die Ursache zu finden, woraufhin über die richtige Behandlung entschieden wird, die ihrerseits überprüft werden muss. Gesundheitsdaten, Patientenakten und Behandlungspläne werden deshalb stetig dokumentiert und an den behandelnden Arzt übermittelt. Bei so großen Mengen an Informationen, fällt es jedoch oft schwer, den Überblick zu behalten oder wichtige Verbindungen zu erkennen. Dagegen soll der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln Abhilfe schaffen.

Digitale Entwicklungen in der Medizintechnik – Vorteile & Risiken

Die Vorteile der Digitalisierung sind weitreichend: Große Datenmengen könnten erfasst und verarbeitet werden, wichtige Verbindungen würden rechtzeitig erkannt und alle wichtigen Gesundheitsdaten wären für den behandelten Arzt sofort griffbereit. Doch neben den Gesundheitsdaten eines Patienten könnte auch anderes Wissen übermittelt oder dokumentiert werden: "Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte, die jahrelange Erfahrungen haben, verfügen über viel implizites Wissen. Dieses Wissen lässt sich oft schwer greifen und nicht so leicht niederschreiben. Daten können helfen, explizites Wissen zu schaffen, das sich leichter weitergeben lässt.“, so Rauch.

Neben den Vorteilen der digitalen Entwicklung bringt das Sammeln der Patientendaten aber auch gewisse Risiken mit sich, darunter vor allem die Gefahr eines unbefugten Zugriffs auf die sensiblen Inhalte. Deshalb empfiehlt Rauch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen: "Es gibt Technologien, die sicherstellen, dass Daten vor unbefugtem Zugriff geschützt sind. Bei jeder Lösung sollte man sich aber immer die Frage stellen: Wie hoch ist das Interesse von Unbefugten, an diese Daten zu kommen? Je höher der Nutzen gesehen wird, desto mehr sollte in den Schutz investiert werden", rät Rauch.

Roboter in OP & Pflege: Zwischenmenschliche Interaktion ist unerlässlich

Nach dem Eingriff finde ich die zwischenmenschliche Komponente schon sehr wichtig. Wenn es mir nicht gut geht und ich mir Sorgen mache, weil ich krank bin, ist es für mich unersetzbar, wenn jemand zu mir kommt und mir gut zuspricht.

Gian Andri Rauch ist vom Mehrwert überzeugt, den die Veränderungen im medizinischen Bereich mit sich bringen. Doch würde er sich selbst von einem OP-Roboter operieren lassen? Die Antwort auf diese Frage hängt laut Rauch von den Umständen ab: "Wenn es sich um eine standardisierte OP handelt, die bei jedem Menschen fast gleich abläuft und mithilfe von Sensoren gut replizierbar ist, würde ich mich von einem Roboter operieren lassen", sagt Rauch. Skeptisch wird er allerdings bei Robotern, die von der Ferne aus gesteuert werden: Hier hätte er Bedenken darüber, was passiert, wenn die Verbindung plötzlich abbricht.

Auch zur Nachsorge mittels Robotern äußert sich Rauch. Dabei ist seine Antwort klar und deutlich: Pflegen lassen würde er sich von einem Roboter nach der Operation nicht. Hierbei fehle ihm die zwischenmenschliche Komponente, die besonders in Krankheitssituationen für ihn unersetzbar sei.

Schon gewusst? Roboter in der Pflege sind nur eine Möglichkeit, wie Digitalisierung in der Pflege aussehen kann. Therapie-Hilfsmittel, die mit Patienten kommunizieren, bilden dabei eine Schnittstelle zwischen digitaler Medizintechnik und Pflegeformen.

Ein Beispiel für digitalen Fortschritt in der Medizintechnik: die Medela Family App

Als Projektleiter in der Entwicklungsabteilung von Medela arbeitet Rauch stetig an neuen digitalen Produkten. Ein Beispiel dafür ist die Medela Family App: Mit ihr bekommen junge Mütter einen Überblick über ihren Milchvorrat und können sehen, wie viel Milch sie gerade abgepumpt haben. Bei Fragen steht den Müttern ein digitaler Assistent zur Verfügung, der ihnen hilft, die passende Antwort zu finden. Die App ist ein gutes Beispiel für die digitalen Entwicklungen, die in der Medizintechnik für bessere Versorgung und Prävention sorgen. Rauch und sein Team arbeiten aber auch an innovativen Programmen, zu denen zum Beispiel das digitale Thoraxdrainage-System Thopaz+ gehört - Sensoren messen den Druck und passen den Sog des Geräts entsprechend an die benötigen Werte an.

Schon gewusst? Im Video "Was ist Sog?" erfahren Sie, weshalb eine Kontrolle des Sogs bei der Thoraxdrainage so wichtig ist.

Digitale Entwicklung in Gegenwart & Zukunft

Die Digitalisierung ist in der Medizin bereits heutzutage von großer Bedeutung und auch zukünftig sollen immer mehr Bereiche digitalisiert und Behandlungsabläufe, Gesundheitsversorgung und Kommunikation optimiert werden. Gian Andri Rauch sieht in der Digitalisierung der Medizintechnik große Vorteile, rät jedoch auch zu hinreichenden Sicherheitsvorkehrungen, um Risiken einzuschränken. Rauch arbeitet als Head of Digital Products in der Medela-Zentrale in der Schweiz. Gemeinsam mit seinem Team treibt er die Entwicklung digitaler Produkte voran.

Als Gründer und Managing Partner des Institute for Digital Transformation in Healthcare setzt sich auch Dr. Nemat mit der fortschreitenden Digitalisierung im medizinischen Bereich auseinander. Erfahren Sie mehr im Trend Report "Digitalisierung in der Chirurgie".

A6848146-F628-4447-BCEC-33AA8D17799B Created with sketchtool. Trend report: Digitalisation of surgery PDF, 3,77 MB
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