Umgang mit Kritik in der Pflege

Kritik anzunehmen, ist genauso eine Herausforderung, wie Kritik zu üben. Beides fällt im Arbeitsalltag nicht immer leicht. Gerade in der Pflege kommen mehr oder weniger freundliche Vorwürfe oft von allen Seiten – sei es vom Kollegen, einer Patientin oder den Angehörigen. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Sie mit Kritik am Arbeitsplatz richtig umgehen.

Medizinisches Personal unterhalten sich und üben Kritik.

Diese Tipps helfen beim Annehmen & Ansprechen von Kritik in der Pflege

Sowohl als Kritiker als auch als Kritisierter: Der Schlüssel ist Sachlichkeit. Bleiben Sie ruhig und vermeiden Sie persönliche Angriffe bzw. emotionale Reaktionen. Das sind unsere Tipps, wenn 

11 Tipps für den Umgang mit Kritik am Arbeitsplatz

  1. Rechtfertigen Sie sich nicht sofort: Wer zuhört, kann anschließend umso besser auf die Kritik reagieren – und vielleicht auch einen Mehrwert daraus ziehen.
  2. Zeigen Sie Offenheit in Ihrer Körperhaltung: Legen Sie die Hände auf den Tisch und lehnen Sie sich leicht nach vorne. So signalisieren Sie, dass Sie offen für die Kritik sind.
  3. Fragen Sie konkret nach: Auf diese Weise finden Sie genau heraus, worauf sich die Kritik bezieht. Und Sie zeigen, dass Sie das Feedback ernst nehmen.
  4. Erkennen Sie die Absicht hinter der Kritik: Will mein Gegenüber mir wirklich weiterhelfen? Oder geht es nur ums Besserwissen?
  5. Wechseln Sie die Perspektive: Wie könnte mein Verhalten auf andere wirken? Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Gegenübers, um die Kritik besser zu verstehen. 
  6. Nehmen Sie es nicht persönlich: Bleiben Sie im Gespräch sachlich und ruhig, betrachten Sie die Kritik objektiv.
  7. Sie müssen nicht zustimmen: Die Kritik ist in Ihren Augen nicht berechtigt? Dann sagen Sie es – aber bleiben Sie sachlich.
  8. Machen Sie selbst Vorschläge: Vielleicht stimmen Sie der Kritik nur zum Teil zu. In diesem Fall können Sie eigene Verbesserungsvorschläge anbringen, um ein Problem zu lösen.
  9. Gestehen Sie Fehler ein: Sie erkennen, dass Sie einen Fehler gemacht haben? Geben Sie es zu und bitten Sie gegebenenfalls um Entschuldigung – das zeugt von persönlicher Stärke.
  10. Sehen Sie die Kritik positiv: Ihr Gegenüber hat Sie berechtigterweise kritisiert und möchte Ihnen damit ehrlich weiterhelfen? Was kann Ihnen Besseres passieren? So können Sie sich im Beruf weiterentwickeln.
  11. Verzeihen Sie sich selbst: Viele Menschen nehmen sich Vorwürfe sehr zu Herzen. Versuchen Sie, die Kritik umzusetzen, aber machen Sie sich nicht damit verrückt. Niemand ist perfekt!

Diese Fehler sollten Sie im Umgang mit Kritik vermeiden

❌ Sie sitzen mit verschränkten Armen da und demonstrieren Ablehnung.

❌ Sie gehen bei Kritik sofort in eine Abwehrhaltung, rechtfertigen sich und schmettern jedes Feedback ab. Sie unterbrechen Ihr Gegenüber und hören nicht richtig zu.

❌ Sie greifen Ihr Gegenüber mit Gegen-Kritik an oder schieben die Schuld auf andere.

❌ Sie stimmen um der Harmonie willen zu, ohne Ihren Standpunkt klarzumachen.

❌ Sie lassen sich von Ihrem Gegenüber anbrüllen und emotional fertig machen, ohne etwas dagegen zu sagen.

❌ Sie reagieren emotional, indem Sie beleidigt sind oder sich die Kritik zu sehr zu Herzen nehmen.

Kritik üben: So geht es richtig

Wer die Zusammenarbeit im Team verbessern möchte, muss hin und wieder auch Kritik üben. Das gelingt am besten, wenn Sie mit der betreffenden Person ein Gespräch unter vier Augen suchen. Im intimen Rahmen können Sie nun sachlich und ruhig konstruktives Feedback geben. Dabei sollten Sie mit Ich-Botschaften arbeiten. Machen Sie keine pauschalisierenden Vorwürfe, sondern schildern Sie, wie Sie sich fühlen. 

Versuchen Sie, möglichst respektvoll zu bleiben und sich in Ihr Gegenüber hineinzuversetzen. Wichtig ist außerdem, dass Sie ihm genug Zeit zum Nachdenken lassen. Wenn Sie diese Punkte berücksichtigt haben, sollte vor allem eines zählen: Es geht um die Sache. Alle Beteiligten versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden – Persönliches bleibt außen vor.

Umgang mit Kritik: Übungen für Ihr Team

Wie wir mit Kritik umgehen, lässt sich durch Übungen verbessern. Folgende Techniken können Sie im Team anwenden, um sowohl Lob als auch Kritik richtig zu kommunizieren und anzunehmen.

Kritik in einem spielerischen Szenario üben:

Das Team teilt sich in zwei Gruppen auf – Akteure und Kritiker. Die Akteure müssen nun eine bestimmte Anzahl an Luftballons von einer Seite des Raumes zur anderen transportieren – ohne, dass diese auf den Boden fallen oder mit den Händen berührt werden. Jeder Kritiker beobachtet dabei einen Akteur und notiert sich sowohl Lob als auch Kritik zu dessen Verhalten im Spiel. Anschließend gibt jeder Akteur sein Feedback – alle Beteiligten berücksichtigen dabei die Regeln für konstruktive Kritik, die wir oben aufgeführt haben. Nach einer Diskussion darüber, wie die Gruppen die Aufgabe erlebt haben, werden die Rollen getauscht.

Gerechtfertigte von ungerechtfertigter Kritik unterscheiden:

Denken Sie sich im Vorfeld zwei Szenarien aus, die in Ihrem Berufsfeld vorkommen können – zum Beispiel “Kollege 1 kommt wie immer zu spät” oder “Kollegin 2 hat an einem stressigen Arbeitstag eine Kleinigkeit vergessen”. In die entsprechenden Rollen schlüpft jeweils eine Person, eine andere kritisiert sie für ihr Verhalten. Wichtig ist: In einem Szenario ist die Kritik gerechtfertigt, im anderen nicht. Die kritisierte Person soll nun auf die Anschuldigungen reagieren und dabei die Grundsätze des Umgangs mit Kritik umsetzen. Anschließend diskutieren alle: Was haben die beiden gut gemacht? Was geht besser? Wie fühlen sich die Beteiligten? Haben sie bereits ähnliche Situationen im Alltag erlebt?

Die Übungen können Ihr Team dabei unterstützen, das Gelernte auszuprobieren und offener mit Kritik umzugehen. Ob Sie Kritik üben oder selbst kritisiert werden – bleiben Sie sachlich, respektvoll und konstruktiv. So wird jedes Feedback zur Chance für die Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Weitere interessante Artikel