Hygienefachkraft: Ausbildung, Aufgaben & Herausforderungen

Sylke Grabaum ist Hygienefachkraft. Im Porträt erzählt sie von ihrer vielseitigen Aufgabe.

Hygienefachkraft Sylke Grabaum, Martha Maria Halle

Hygienefachkräfte übernehmen die unliebsame Aufgabe der ständigen Kontrolle

„Händedesinfektion ist die einfachste Unterbrechung des Infektionsweges. Wenn jeder die Keime sehen würde, die er sich von anderen holt, würde er seine Hände öfter desinfizieren.“

„Als Hygienekraft wird man nicht von jedem gerne gesehen, weil man manchmal auch unangenehme Dinge zu sagen hat.“ Sylke Grabaum deutet auf das Plakat der „Aktion saubere Hände“, eine bundesweite Aktion,
die 2008 von der Charité und dem Gesundheitsministerium ins Leben gerufen wurde.

Die quirlige Sächsin ist seit 2018 als Hygienekraft am Martha-Maria-Krankenhaus in Halle (Saale) angestellt. Als gelernte Laborassistentin ist sie aber auch in der Lage, im krankenhausinternen Labor Untersuchungen vorzunehmen. „Ich gehe auf Station, mache Abstriche und werte die Ergebnisse rasch aus. So kann ich den Ärzten und der Pflege zeigen, welche Keime sie auf den Händen tragen. Oder ich teile der Abteilung Logistik mit, warum sie einen Rollstuhl desinfizieren sollte, oder weshalb man Berufsbekleidung nur im Haus trägt“, erklärt Grabaum. Mit der gewissenhaften Erfüllung ihrer Aufgaben macht sich die Hygienefachkraft allerdings nicht überall Freunde: "Man wird nicht von jedem gerne gesehen als Hygienefachkraft, weil man manchmal auch unangenehme Dinge zu sagen hat.“ Doch was genau gehört zu den Aufgabengebieten einer Hygienefachkraft? Und wie gestaltet sich die Weiterbildung? So vielfältig ist Arbeiten in der Pflege.

Das sind die Aufgaben einer Hygienefachkraft auf einen Blick

  • Überwachung der Hygienevorschriften in Krankenhäusern & anderen medizinischen Einrichtungen durch regelmäßige Begehungen

  • Dokumentation von auftretenden Infektionen auf Station mit dem Ziel die Verbreitung nosokomialer Erreger präventiv zu vermeiden
  • Erstellung von Hygiene- & Arbeitsplänen in Bezug auf hygienerelevante Abläufe in Diagnostik, Behandlung und Pflege
  • Beratung von Klinikmitarbeitern & medizinischem Personal

Typische Fragen während einer Routine-Kontrolle durch das Hygienepersonal

Es gibt keine Räumlichkeit, zu der sie keine Zugangsberechtigung hätte. Ob nun reine Arbeitsräume auf Station oder Patientenzimmer: Sie stehen ihr offen. Alles wird mindestens einmal im Jahr von ihr oder Kollegen inspiziert:

  • Werden Desinfektionsmittel laut Plan eingesetzt?
  • Wie werden Medikamente gelagert?
  • Wo sind die Toiletten?
  • Passt die Bauhygiene?
  • Ist der Schrank noch desinfektionsmittelfest?

Eine Vielzahl an Fragen treibt Grabaum um. Nach ihren Kontrollen schreibt sie ein Protokoll, in dem sie festhält, was passt oder eben nicht mehr in Ordnung ist. Auch den Ärzten blickt sie auf die Finger. Dazu nimmt Grabaum an Visiten teil, beobachtet Verbandwechsel oder das Legen zentraler Venenkatheter. Manchmal steht sie einfach nur auf Station und beobachtet die Abläufe. Wenn ein neues Produkt eingeführt wird, ist es ihre Aufgabe, eine genaue Aufbereitungsanleitung zu erstellen.

Im täglichen Dienst arbeitet die Hygienefachkraft eng mit dem oberstes Gremium der Klinikhygiene zusammen: Die Hygienekommission besteht unter anderem aus Geschäftsführung, kaufmännischer Leitung, Pflegedienstleitung, ärztlicher Direktion, Einkauf und Labor. Bei den regelmäßigen Treffen werden neue Richtlinien und Gesetze besprochen sowie über aktuelle Verfahrensanweisungen entschieden.

Wie ist die Einstellung von Hygienefachkräften in Kliniken geregelt?

„Bei 1.300 Mitarbeitern können wir nicht jeden persönlich erreichen, also gibt es pro Station ein bis zwei hygienebeauftragte Mitarbeiter als Multiplikatoren. Wir treffen uns mindestens viermal im Jahr in einem Arbeitskreis und informieren die Kollegen über die Neuigkeiten.“

Durch ihre lange Zeit beim Gesundheitsamt hat Grabaum einen guten Draht zu den Ämtern. Sie schildert, dass jedes Bundesland eine Hygieneverordnung hätte, und der Träger des Krankenhauses für die Einhaltung verantwortlich sei. Um das zu gewährleisten, sei er verpflichtet, je nach Bettenanzahl entsprechendes Hygienefachpersonal einzustellen.

Mindestens einmal im Jahr müsse jeder Mitarbeiter an einer circa einstündigen Hygienebelehrung auf seiner Station teilnehmen. Die Anwesenheit werde kontrolliert und durch Teilnehmerlisten dokumentiert. „Das ist Pflicht für die ISO-Zertifizierung“, betont Grabaum. Darüber hinaus halte sie Vorträge im Hörsaal zu verschiedenen aktuellen Themen, wie saisonale Viren oder Grippeschutzimpfungen. Für jeden neuen Kollegen gibt es zudem eine Kurzeinweisung in die Hygieneverordnung als Pflichtveranstaltung.

Wie läuft die Ausbildung zur Hygienefachkraft ab?

„Hygiene macht man nicht vom Schreibtisch aus, sondern nur vor Ort.“

Jede Pflegekraft oder Kinderpflegekraft mit mehr als zweijähriger Berufserfahrung kann sich zur Hygienefachkraft ausbilden lassen.

Aufgrund des sich ständig erweiternden Hygiene-Wissens stiegen auch die Anforderungen an die Ausbildung: Hygienefachkräfte werden aktuell in mindestens 750 Stunden ausgebildet. Die Weiterbildung erfolgt berufsbegleitend und umfasst außerdem 30 Wochen praktischen Einsatz.

Für wen ist die Ausbildung zur Hygienefachkraft geeignet?  Für Menschen, die gerne mit anderen am "großen Ganzen" arbeiten. Ein gutes Verhältnis zur Pflege ist für Hygienefachkräfte besonders wichtig, gerade wenn heikle Themen angesprochen werden müssen. Ohnehin verstehe sich Sylke Grabaum vor allem als Partner des Pflegepersonals, mit dem sie gemeinsam den hygienischen Standard hochhalten wolle. „Jede Pflegekraft trägt Verantwortung für ihr Schaffen. Darum sind die Schulungen so wichtig, damit sich jeder auf der gesetzlich sicheren Seite bewegt.“

Ständiger Wissensaustausch: Wie bilden sich Hygienefachkräfte weiter?

Auch außerhalb des Krankenhauses ist Sylke Grabaum aktiv. Bei der bundesweiten Vereinigung für Hygienefachkräfte (VHD) ist sie Ansprechpartnerin für Sachsen-Anhalt. Zweimal im Jahr fährt sie zur Sitzung des Bundesvorstands und hört sich die aktuellen Berichte aus den einzelnen Ländern an. Zweimal jährlich nimmt sie zudem an Sitzungen innerhalb Sachsen-Anhalts teil.

Darüber hinaus geht die ausgebildete Hygienefachkraft regelmäßig auf Fachveranstaltungen wie den Kongress für Krankenhaushygiene der DGKH (Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V.). „Man lernt immer dazu. Was vor zehn Jahren gemacht wurde, hat sich heute aufgrund frischer Erkenntnisse geändert“, so Grabaum. Täglich in Fachzeitschriften und Mailings zu lesen, sei ein Muss in diesem Beruf. Denn: Die Entwicklung gehe ständig weiter. Auch in altbekannte Themen muss sie sich immer wieder einarbeiten: „Kommt der Anruf eines Arztes zu einem Fall von Keuchhusten, weiß ich zwar, wie die Krankheit übertragen wird. Dennoch muss ich erst recherchieren, ob es neue Erkenntnisse gibt und die Arbeitsanweisungen noch aktuell sind.

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